Mittwoch, 22. Dezember 2010

Zeig uns deinen Schlüpfer!

Eine Kurzrezension zu "Eine Insel"  (Nation).
    Bildquelle: www.audible.de

Klappentext:
„Wenn man alles verliert, wie soll man den Mut finden weiterzuleben? Einen Monat hatte Mau allein auf einem winzigen Atoll im großen Pelagischen Ozean verbracht. Als Junge hatte er seine Familie verlassen; als Mann sollte er heimkehren zur Insel des Lichts. Doch ein vernichtender Sturm zog auf und eine gigantische Welle tötete alle Bewohner seiner Heimat.

Mau ist verzweifelt. Warum hat er allein die Katastrophe überlebt? Und wie konnten die Götter sie zulassen? Doch inmitten der quälenden Fragen und tiefer Trauer gibt es auch Hoffnung für Mau: Plötzlich steht ein fremdes Mädchen vor ihm – Daphne, die einzige Überlebende des gestrandeten Segelschiffes „Sweet Judy“. Gemeinsam können sie dem Schicksal die Stirn bieten und eine neue Welt erschaffen. Denn einer allein ist nichts, zwei dagegen sind eine Gemeinschaft.

Sie melken Schweine, bauen Hütten, brauen Bier und helfen jedem, der nach dem Sturm auf ihrer Insel strandet. Als schließlich auch Piraten und Plünderer bei ihnen landen, muss sich ihre neue Welt der größten Herausforderung stellen, um nicht ein zweites Mal unterzugehen …“


Mein Eindruck:
Mit gemischten Gefühlen wagte ich mich an Pratchetts Jugendbuch, das rein gar nichts mit der Scheibenwelt zu tun hat, doch schon bald verstoben alle meine Zweifel und ich konnte meine Ohren nicht mehr von dem Hörbuch lassen.

Wie ein roter Faden spannt sich Mau's Konflikt mit seinen Ahnen und den Göttern durch die Geschichte. Als Junge, der den Ritus zur Mannwerdung nicht abschließen konnte, ist er ein Gefangener zwischen den Welten, der von seinen Leuten aufgrund seiner Taten zwar geachtet aber Anfangs auch gefürchtet wird. Vom letzten Priester als "Dämonenjunge" beschimpft und den Geistern der "Großväter" bedrängt,  hält er jedoch tapfer an seinem Ziel fest, die Nation wieder zu alter Stärke zu führen. Aber nicht ohne seine eigenen Vorstellungen von richtig und falsch ins Spiel zu bringen. Und so lernt er seinen eigenen Weg zu gehen und sich gegen die Götter zu wehren. "Denn was nicht geschieht, Geschieht nicht!"

Obwohl "Eine Insel" im Grunde "nur" eine Robinsonade ist, macht das Buch einen frischen Eindruck, den bekanntes mischt sich mit neuen und teilweise fiktiven Elementen (z.B. Baumkraken, Großvatervögel, die Russische Grippe löschte das englische Königshaus aus), die jedoch plausibel eingewoben werden, als wären sie tatsächlich Teil unserer Welt. Patchetts typischer Humor und seine Erzählart wissen einfach zu fesseln und präsentieren eine Geschichte voller Seele, Herz und Abenteuer, die einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Die Protagonisten sind sympathisch, ihre Handlungsweisen nachvollziehbar und die anfängliche kulturelle Barriere zwischen Mau und Daphne (die eigentlich Ermintrude heißt) sorgt für den ein oder anderen Lacher. Ich finde es schön, dass diesmal "Der Wilde" im Mittelpunkt steht und seine Sichtweisen der "Zivilisation" nahe gebracht werden. So passt sich auch Daphne in nachvollziehbarer Weise immer mehr ihrer neuen Umgebung an und fängt nicht an, die Einwohner der Nation umzuerziehen. Es ist einfach köstlich wie sich diese "Wilden" über die Seltsamkeiten der "Hosenmenschen"  wundern, aber auch wie sie das "Geistermädchen" in ihre Gesellschaft integrieren. Da fragt man sich beiläufig wer hier eigentlich wirklich die Wilden sind. ^^

Mir hat das (Hör)Buch sehr gut gefallen. Stefan Kaminski haucht den teilweise skurrilen Figuren gekonnt Leben ein und wenn er als missratener Schiffs Papagei der "Sweet Judy" Großvatervögel ärgert (Siehe Überschrift! :D) , kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ganz großes Kopfkino!

Mein Fazit: Für Jung und Alt absolut lesens- bzw. hörenswert !

Doch die wichtigste Frage bleibt.
Wo ist jetzt mein Bier?

5 Kommentare:

  1. Klingt interessant, ist aber so gar nicht mein Genre. Hm, vielleicht irgendwann mal.

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  2. Ich bin schob gespannt, wenn das Hörbuch irgendwann in meinen Ohren landet. Die überaus interessante Rezension hätte es zwar nicht gebraucht, um mich zu überzeugen, immerhin ist es ein Tratchett ^^, aber nun bin ich richrig überzeugt =)

    Was mich interessiert: War dir der Begriff Robinsonade vorher schon ein Begriff? ;-)

    (Rechtschreibfehler werden gnädig ignoriert :D)

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  3. Da zeigt sich mal wieder, dass sich Offenheit lohnt, ich hätte schon nach dem Klappentext weggelegt.

    Ich wünsche jetzt schonmal frohe und ruhige und stressfreie Weihnachtsfeiertage.

    LG Shoushou

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  4. Klingt wirklich gut, als Buch bestimmt mal. Hörbüchern steh ich sehr skeptisch gegenüber.

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  5. @Mary
    Du hast ein eigenes Genre?
    Erstaunlich! ^^

    @Citara
    Bin auf deine Meinung gespannt.

    @Shoushou
    Danke, hatte ich.
    Übrigens: Klappentexte habe erstaunlicherweise selten was mit dem Buch zu tun und werden häufig auch nicht vom Autor verfasst. Manchmal glaube ich, die verantwortliche Person hat das Buch dann nicht mal gelesen.

    @Madse
    Hörbücher gehen immer. Vor allem wenn man täglich viel unterwegs ist.

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Immer schön freundlich! Wer spamt oder rumnörgelt landet schneller im imperialen Papierkorb, als er Hesy-Sa-Neb-Ef sagen kann. ;-)