Mittwoch, 13. Januar 2010

Rückkehr nach Patoria

Es ist kalt, dunkel und einsam da draußen, in den Weiten des Alls. Ich glaube die Einsamkeit ist das Schlimmste auf meinen Flügen. Während meine "Fracht" in den Cryokapseln die Jahre verschläft, wache ich allein über den reibungslosen Verlauf der Reise. Ein Flug durch die halbe Galaxis liegt hinter mir. Ein Jahr allein in Stille sind eine verdammt lange Zeit zum Nachdenken. Ich führe Tagebuch, schreibe kleine Geschichten und versuche mich mit Arbeit abzulenken, damit die Zeit schneller vergeht. Mein Blick schweift zum Display des Autopiloten - noch 4 Monate bis zum Ziel.
Nachts, wenn ich schlafe, träume ich schon lange nicht mehr, denn meine Träume sind inzwischen Teil meines Wachseins geworden und helfen mir nicht verrückt zu werden. Meist stehe ich dann auf den Wiesen meines Heimatorts am Fuß des imposanten Kita-Gebirges und stelle mir ein typisches Sommergewitter vor. Warmer Regen durchnässt meine Kleider und zwischen meinen nackten Zehen fühle ich das feuchte Gras. In diesem Moment glaube ich die vom Regen gereinigte Luft riechen zu können und dazwischen kitzelt den angenehm würzige Duft von Botaik-Eintopf meine Nase. Unverkennbar, es riecht ganz so, wie meine Frau ihn immer zubereitet. Mein Herz wird schwer als ich an "Zu Hause" denke. Wie gern wäre ich jetzt dort bei meiner Frau und meinen Kindern.
Ein Alarmsignal holt mich in die Realität zurück und ein Beben durchläuft das Schiff. Ich schüttle die letzten Reste Heimat von mir ab. Meine Tentakel fliegen über die Kontrollen, während die kühle Stimme des Bordcomputers das Ausmaß des Schadens schildert. Eines der Haupttriebwerke ist soeben ausgefallen und eine Reparatur mit bordeigenen Mitteln unmöglich. Gelähmt blicke ich auf die Statusanzeigen. Die Geschwindigkeit verringert sich immer mehr und stabilisiert sich erst bei 35% der Maximalleistung. Dadurch verlängert sich die Flugzeit bis Patoria auf ein Jahr. Ich seufze und ringe mit den Tränen. Wie gern würde ich jetzt auf der von Regen getränkten Wiese stehen. Der Gedanke daran gibt mir Kraft. Irgendwann werde ich wieder zu Hause sein und meine Frau und die Kinder in meine Tentakel nehmen können. Ich setzte einen Funkspruch Richtung Heimat ab, schließe alle drei Augen und beginne wieder zu träumen -  Von meiner Rückkehr nach Patoria. Dabei wird mir eins klar ...

PENDELN IST EIN ARSCHLOCH!

6 Kommentare:

  1. Schön geschrieben und stimme dem Schlusssatz zu... Auch wenn ich nur 30 Minuten hab für eine Fahrt, kommen mir die manchmal ewig vor... ^^

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  2. Aber ich hoffe, du bist dennoch gut angekommen, Zeit ist relativ, ansonsten hast du vollkommen recht. LG shoushou

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  3. Avatar meets böse Bahn meets Kreativität - schön =)
    Ich hoffe, du hast es einigermaßen Heil an Körper und Seele überstanden.

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  4. Ich kann Verspaetungen ja noch auf den ÖPNV schieben, das solls ja im Arbeitsleben nich mehr geben...
    Alles wird gut, mein Imperator. Irgendwann wird die Bahn der deutschen Puenktlichkeit auch wieder gerecht.

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  5. An Madse: Sehr naiv das zu glauben.
    Ich frage mich, wie in einem Land in dem öffentliches Glücksspiel verboten oder zumindest behördlich geregelt ist, die deutsche Bahn so arbeiten darf, wie sie es tut.

    An den Imp:
    Schöner Text. Dein Patoria-Universum gefällt, vorallem, da es so "normal" ist. Science-Fiction, die mal nicht davon ausgeht, dass Technologie alle Probleme lösen wird.

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  6. @Elch
    Normalerweise sind es bei mir 60 Minuten, aber Momentan kann durchaus das Doppelte anlaufen. Deutsche Bahn sei dank! :(

    @shoushou
    Angekommen ja, teilweise aber mit extremer Verspätung. Langsam gewöhne ich mich aber dran, also das zu spät ankommen. ;-)

    @Citara
    Körperlich stresst das nicht, aber wenn man eh schon wenig Freizeit hat, dann ist das doch überaus ärgerlich.

    @Madse
    Ich glaube, die Bahn hat den Begriff Pünktlichkeit aus Ihrem Vokabular gestrichen. Da ist Hopfen und Malz verloren.

    @Jay
    Danke. Der Tag an dem Technologie alle unsere Probleme löst wird wohl leider auch gleichzeitig das Ende der Erde sein. ;-)

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Immer schön freundlich! Wer spamt oder rumnörgelt landet schneller im imperialen Papierkorb, als er Hesy-Sa-Neb-Ef sagen kann. ;-)