Meine Freunde behaupten immer, meine Bestimmung ist das Leben. Dort wo ich auftauche pulsiert es, da steppt der Bär. Ich bin kein Kind von Traurigkeit und Trübsinn zählt sicher nicht zu meinen Charaktereigenschaften. An dunklen, verregneten Tagen wie Heute, fällt es aber auch mir schwer, den Schritt hinaus zu wagen.
Ich gehe durch den Regen und frage mich, was treibt mich an? Gibt es einen Grund warum ich gerade jetzt hier bin? Ich war schon immer ein wissbegieriger Mensch und ich denke es ist diese Neugier, die mich täglich durch mein erfülltes Leben "treibt".
Mein Weg führt mich die Straße hinunter, vorbei an dem kleinen
Cafe, in dem ich oft und gerne viel Zeit mit meinem besten Freund Jan und seiner kleinen Familie verbringe. Für mich zählen er,
Sarah und die kleine
Sarah-
Nora zu den wichtigsten Personen in meinem Leben.
Ich lächle als ich an unser letztes Treffen denke. Jan hätte es sicher wieder als einen dieser Bilderbuchmomente bezeichnet, in dem ich der Kleinen die Welt mit meinen Augen zeige. Es ist erstaunlich wie viel man von Kindern lernen kann, egal wie alt sie sind. Ich könnte mich stundenlang mit ihnen unterhalten. Sie sehen die Welt nicht durch diesen grauen Schleier wie viele Erwachsenen es tun. Ich merke wie der Regen meine Jacke durchweicht, aber ich habe keine Eile. Mein Weg führt vorbei an dem kleinen Park mit dem alten Spielplatz. Eine Schaukel quietscht, vom Wind
gepeitscht. Irgendwas treibt mich vorwärts, immer weiter.
Ein Mädchen hastet an mir vorüber und zerrt einen kleinen Hund hinter sich her. Es ist einer dieser Modehunde, der an eine Kreuzung aus Meerschwein und Fledermaus erinnert. Das Tier ist durchnässt vom Regen und das macht es noch hässlicher als es ohnehin schon ist, doch das stört mich nicht. Sicher liebt das Mädchen seinen Hund den reine Äußerlichkeit zählt nur für die geistig Beschränkten. Jan sagt immer ich hätte eine Gabe, ich könne in die Menschen hineinsehen. Aber es ist keine Gabe, es ist ein Geschenk. Ich versuche einfach, die Welt so oft wie möglich durch Kinderaugen zu betrachten. Das Mädchen fängt an zu rennen, sie will nur nach Hause. Sie sieht die Welt durch Kinderaugen, es gibt keine Gefahr, nur der Wunsch endlich zu Hause zu sein. Reifen quietschen, ich handle!
Der Regen fällt auf mein Gesicht und es fühlt sich gut an, der Hund bellt. Das Mädchen beugt sich über mich, in ihren Augen sammeln sich Tränen. Ein dicker Mann, zweifellos der Fahrer des Kleintransporters, schreit in sein Handy.
Ich falle doch es ist gut so, denn meine Bestimmung ist das Leben. Meine Gedanken richten sich an das Mädchen. Man nennt mich
Noah und ich bin heute für dich gestorben, sei nicht traurig, denn es war meine Entscheidung.
Das Letzte was ich sehe, sind wunderschöne, grüne Kinderaugen.
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Anmerkung: Diese kleine Geschichte entstand in Anlehnung an die veröffentlichten Ausschnitte aus
Jay Nightwinds Erzählung
"Noah" im Rahmen von
"Eine Einladung zum Spiel" .