Die Agentin rührte sich nicht. Ihr Atem war schwach und unregelmäßig. Die Misshandlungen Zaels forderten ihren Tribut. Der Albino schien in Raserei verfallen zu sein und hatte seiner Wut an Tendra freien Lauf gelassen.
Der Sith seufzte. Er stieg aus, ohne sich am strömenden Regen zu stören. Und so hob er die Bewusstlose wie schon auf dem Weg zum Gleiter auf die Arme und trug sie hinein. Droiden waren zwar in Sichtweite und stünden ohne Zweifel mit einem Regenschutz zur Seite, doch machte er keine Anstalten, sie in seiner Nähe haben zu wollen. Sie waren klug genug, sich daran zu halten.
Arsani nahm ihn am Eingang in Empfang, wortlos, wie er ihm zugute halten musste. Sie wechselten einen langen Blick, der für den Augenblick alle Fragen klären sollte.
Behutsam bettete der Sith die Agentin im Medbereich auf eine der Liegen, regennass tropften es aus seinen Haaren auf sie herab. Er schien einen Moment zu überlegen, dann wandte er sich wortlos ab. Still hatte der Doktor, ein menschlicher mittvierziger mit fast schon olivfarbenem Hautton, gewartet, begann nun routiniert die Untersuchung und Behandlung.
Vor der Tür blickten sich Sith und Zabrak erneut an. Bevor Arsani noch etwas erwidern konnte, nickt ihm der Sith zu. "Ich weiß." Für Außenstehende unerkennbar würde der Rothäutige darin eine Entschuldigung erkennen, Oder zumindest etwas, was in den Augen seines Herren dem schon nahe kam.
Ohne weiteres drehte der Sith sich um und würde die nächsten Stunden in einem Trainingsraum verbringen. Lautlos schnatterten die droidengehirne im Netzwerk einander Wetten entgegen, wie hoch der prozentuale Renovierungsgrad im Anschluss wohl sein würde.
Tendras Verletzungen erwiesen sich als schwer, doch nicht lebensbedrohlich. Neben zahlreichen Quetschungen, Abschürfungen und Prellungen am gesamten Körper hatte sie eine Gehirnerschütterung, eine gebrochene Nase sowie ein zertrümmertes linkes Handgelenk. Nichts was einige Tage im Koltotank nicht beheben könnten.
Selbst am folgenden Morgen erwachte sie nicht aus ihrem Dämmerzustand, doch wenn es so gewesen wäre, hätte sie unweit entfernt den Sith wahrgenommen, diesmal gekleidet in eine schmucklose anthrazitfarbene Robe, halb zurückgelehnt in einem bequemen Stuhl, in den Händen ein zumindest augenscheinlich altes Buch, in dem er las.
Am späten Vormittag trat der Zabrak zu dem Sith und legte ihm in einer vielleicht überraschend freundschaftlichen und noch überraschender geduldeten Geste die Hand auf die Schulter. Dieser legte das Buch beiseite und verließ den Raum. Erst einige Stunden später kehrte er zurück um seinen alten Platz wieder einzunehmen.
Tendra erwachte erst am frühen Nachmittag aus ihrer Bewustlosigkeit. Langsam bewegte sie sich zur Frontseite des Koltotanks und musterte den Lord der noch immer auf seinem Platz saß. Als er zu zu ihr aufblickte, schenkte sie ihm ein zaghaftes doch dankbares Lächeln, dass sich unter der Maske abzeichnete.
Die Bewegung im Tank war ihm nicht entgangen und so schloss er das Buch, einen Finger zwischen den Seiten und blickte auf, die Andeutung eines Schmunzelns um die Mundwinkel. Die Agentin legte ihre unverletzte Rechte an das Glas der Tankhülle und es mochte mehr als nur Dankbarkeit in dieser Geste liegen.Der Sith lächelte. "Keine Sorge, Dr. Kaidhera ist gut in dem, was er tut. Vielleicht noch zwei Tage", wieß er mit einem Nicken auf den Tank. Tendra nickte verstehen und beobachtete den Lord noch einige Zeit bei seinem Tun. Scheinbar froh, ihn in ihrer Nähe zu wissen. Nach einiger Zeit schloss sie jedoch wieder die Augen.
***
„Sunny?!", quietschte Lews in fragend in ihre Wohnung und schloss die Tür hinter sich. Es war später Mittag und sie hatte sich ob der Überstunden und die durchwachte Nacht die nächsten eineinhalb Arbeitstage frei genommen. Sie war für ihre merkwürdigen Arbeitszeiten bekannt und so hatte sich ihr Vorgesetzter nicht verwundert, sondern nur erfreut gezeigt, dass bei seiner Ankunft ihn zahlreiche abgeschlossene Transkripte und Analysen erwartete.„Ich habe Hadrin-Nuss-Kekse mitgebracht...“, flötete sie lockend in die sonst totenstille Wohnung. Ein neugieriges Flügelrascheln antwortete und der gelbe Kopf der Orosittich streckte sich von oberhalb der Garderobe herunter, beäugte sie. „Hier, wirklich...“, zog sie die Tüte hervor, schlüpfte mit einer kurzen, heftigen Bewegung eines jeden Fußes aus den Schuhen – sie purzelten unbeachtet in eine Ecke des Zimmers – und raschelte damit.
Eine wild-herzliche Begrüßung, begleitet von zahlreichen umherspritzenden Kekskrümmeln begann.
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Den folgenden Mittag erweckte rege Geschäftigkeit auf der Station ihre Aufmerksamkeit. Während der Lord scheinbar entspannt nahe der Tür an der Wand lehnte, die Miene bis auf leichte Anzeichen für Ärger emotionslos, waren Dr. Kaidera und weitere Weißbekittelte mit einem wohl gerade eingetroffenen Patienten beschäftigt. Auch auf die Entfernung erkannte Tendra als erfahrene Agentin, dass die Verletzungen offensichtlicher Folter zuzuordnen waren. Das Verhalten des Medteams ließ darauf schließen, dass es dem blasshäutigen Chiss weit schlechter ging, als ihr.Tendra nahm das Geschehen mit deutlichem Interesse auf, war doch jede Abwechslung in ihrem Zustand willkommen. Es ging ihr stündlich besser und so nutzte sie sie Zeit, um Pläne zu schmieden und ihr Umfeld zu analysieren.
Ohne Zweifel spielte ihr Lord auf mehreren Schlachtfeldern gleichzeitig. Ob wohl das Haus Chroin für die Verletzungen dieses Chiss verantwortlich war? Oder gab es gar noch andere "Freizeitbeschäftigungen"?
Der Sith verließ den Raum bald darauf, während die Behandelnden schließlich langsam immer weniger hektisch wirkten und der Chiss schließlich wohl in einen Tank neben ihr verfrachtet wurde, was wegen einer Trennwand mehr zu erahnen und hören war.
Bis auf den regelmäßig die Werte bei ihr und dem anderen Patienten prüfenden Doktor ereignete sich bis spät am Abend nichts, nur ein Droide den Raum und die arg besudelte Liege reinigen, ohne etwas anderem als seiner Tätigkeit seine Aufmerksamkeit zu schenken. Es war Nacht, als sie das nächste Mal erwachte und für einen Moment bildete sie sich ein, in dem von Halbdunkel erfüllten Raum Arsani sehen, kaum einen Schritt weit hinter der Tür, wie er sie nachdenklich betrachtete.
Das Nächste, was sie am folgenden Morgen, noch vor der Visite des Doktors, war der Lord, wie er erneut las.
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In jener „Cantina“ saß, die Ecke des Raumes im Rücken, ein Schemen. Oder jedenfalls hätte man das meinen können, schien die Beleuchtung dort wie auch an anderen Stellen des Raumes zwar wie zufällig „defekt“, war es aber natürlich nicht. Die Konturen des Sitzenden schienen wie verschwommen, gelegentlich mochten nur die Hände erkennbar sein. Wenn weitere Anwesende in die Ecke geblickt hätten. Was sie nicht taten. Kommentarlos stellte er Barkeeper im Vorbeigehen ein weites Glas ab, nahm in der selben Handbewegung das alte, leere mit sich. Eine vermutlich weibliche Hand griff nach dem Glas und leerte die bernsteinfarbene Flüssigkeit mit einem Zug zur Hälfte, stellte es wieder ab. Die Hand griff nach einem flachen, runden Gegenstand vor sich und drehte ihn zwischen den Fingern. Die andere Hand hatte sich zu einer Faust geballt.
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Tendra bewegte die Hand grüßend in Richtung des Sith und machte ihm unmissverständlich klar, das sie wissen wollte, wie lange sie noch im Tank ausharren müsste. Demonstrativ bewegte sie alle Körperteile mit Ausnahme ihrer Linken Hand, um ihren Genesungsfortschritt zu verdeutlichen.Nachdem die Bewegung seine Aufmerksamkeit erregt hatte, legte er das Buch beiseite, erhob sich und trat nahe an den Tank. Er musterte ihr Tun und schmunzelte. "Langweilig, hm?", sprach er in sanftem, wohlwollendem Spott. „Der Doktor sprach in seiner Prognose von ...heute“, zog er es absichtlich in die Länge und lächelte. Schließlich nickte er. „Es sieht gut aus. Die letzte Entscheidung liegt natürlich bei Dr. Kaidhera.“ So er selbst nichts anderes entschied, versteht sich.
Tendra nickte und bewegte sich nahe an die Frontseite des Tanks um ihren Lord in die Augen zu blicken. Er erwiderte ihren Blick und ein Funkeln schlich sich in seine Augen, als er die Hände locker auf die Scheibe legte. Hätte sie nicht Tank und Flüssigkeit getrennt, hätte man nun deren Positionen auf Brusthöhe definitiv anzüglich genannt.
Die Agentin legte dem Kopf schief und lächelte unter ihrer Maske. Dann legte sie ihre gesunde Hand auf eine der seinen und schüttelte sichtlich amüsiert ihr Haupt. Sein Lächeln wurde breiter, jedoch mehr amüsiert als zweideutig. Er machte keine Anstahlen, die Position seiner Hände zu ändern.
In diesem Moment betrat Dr. Kaidhera den Raum, einen missbilligenden Zug um die Mundwinkel. „Mein Lord... mein Lord, ihr bringt die Werte durcheinander...“, tadelte er resigniert, ruhig und ohne übertriebene Ehrfurcht. Seine Stimme klang deutlich tiefer, als sein eher hageres Äußeres es vermuten ließ. Der Sith lachte leise und wich – nachdem er noch einige Sekunden genau so verharrte, zur Seite.
Dr. Kaidhera kam seiner Arbeit routiniert nach. Er schien zufrieden und gab schließlich seine Zustimmung zum Verlassen des Tanks.
Nicht das sich dieser Sith noch am Ende von der dunklen Seite abwendet... ^^
AntwortenLöschenKann der Koltotank auch Krankheiten heilen, oder "nur" Verletzungen? Hab ich gar nicht so im Kopf... ^^
Das wird nicht geschehen und wenn doch, dann wird Tendra die erste sein, die ihm ihr Vibromesser in die Gedärme rammt. ^^
AntwortenLöschenKolto hilft gegen alles, außer innere Verletzungen (wie z.B. Knochenbrüchen) und massiven Verletzungen (einbuße von Körperteilen).
Wenn er auch seine "guten" Seiten hat - nein, das glaube ich kaum ;)
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