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Tendra lächelte selbstgefällig, als sie die knappe Botschaft seiner Lordschafft erhielt, sich in seinem Quartier einzufinden.
Die attraktive, dunkelblonde Frau wusste was dies bedeutete und ein wohliges Kribbeln durchlief sie. Anscheinend wollte er sich die weitere Flugzeit versüßen und sie würde ihm diesen Wunsch nur zu gern erfüllen.
Seit sie gemeinsam von Nar Shaddaa aufgebrochen waren hatte er sich in sein Arbeitszimmer zurückgezogen, brütend über den Daten die sie ihm beschafft hatte. Daten über ihren Bruder, seine Freunde und diese Enklave, deren Zerschlagung ihr und ihrem Team damals auf Tatooine so schändlich misslungen war. Die Sichtung der Unterlagen schien seine Laune gebessert zu haben und nicht anderes hatte die Agentin damit beabsichtigt. Seine Lordschaft war zielstrebig, ehrgeizig, neugierig und schätzte ihre Qualitäten im Bett. Alles Dinge, die es ihr ermöglichten einen gewissen Einfluss auf ihn auszuüben, seine Schritte zu lenken. Das er überaus attraktiv war und einen ausgezeichneten Geschmack an den Tag legte erleichterte ihre Arbeit zusätzlich. Sie kam nicht umhin sich ein gewisses Maß an Zuneigung ihm gegenüber einzugestehen und so lange dies nicht mit ihren eigenen Zielen kollidierte war sie nicht gewillt dies zu unterdrücken.
Kurz prüfte sie die weitere Flugzeit, übergab die Flugüberwachung dem Borddroiden und erhob sich dann geschmeidig aus dem Pilotensitz der Fury. Sorgsam strich sie ihre Uniform glatt und machte sich auf den Weg.
Zur gleichen Zeit auf Dromund Kass .....
Eine kleine Spezialeinheit in neutralen Uniformen arbeitete sich mit äußerster Präzision durch die Lobby eines der besser situierten Wohntower von Kaas City. Ihr Ziel war das Penthouse im 98 Stock. Dem entsetzen Portier und den wenigen Bewohneren die ihren Weg passierten wurde geräuschlos und unmissverständlich klar gemacht, dass eine Einmischung unschöne Konsequenzen haben würde. Posten wurden abgestellt und die Hauptenergie gekappt. Nur den zentrale Turbolift blieb aktiv.
Giliad Harkov saß in seinem mondän eingerichteten Arbeitszimmer und betrachtete über die Monitore der Sicherheitsanlage, wie der "Besuch" sich Zugang zum Gebäude verschaffte und kurz darauf die Verbindung abbrach.
Militärisches Spezialkommando, vermutlich IGD, mutmaßte er, lehnte sich in seinem Sessel zurück, schloss kurz die Augen und wog die Eventualitäten ab. Er hatte vielleicht noch drei Minuten. Eher weniger wenn man seine Position und seinen Einfluß bedachte. So jemanden setzte man nicht mit Amateuren fest.
Er hätte weglaufen können, doch wohin? Alle Raumhäfen wären zweifellos gesichert, von seinem persönlichen Shuttle ganz zu schweigen. Gedankenverloren schweifte der Blick zu dem Blaster, der auf dem Tisch lag. Nein, das war keine Option! Selbstmord kam für ihn nicht in Frage. Nicht so! Er griff nach einer kleinen Holzschatulle, die er aus seiner Schublade seines Schreibtisch holte und nestelte eine Zigarre heraus. Andächtig betrachtete er die kleine Kostbarkeit und lächelte. Dann tippte er einen kurzen Befehl in seine, von einer kleinen autarken Energiezelle gespeisten Arbeitskonsole, was eine Abfolge von Dingen in Bewegung setzte. Neben einigen vorsorglich erstellten Nachrichten, an Freunde und die Familie wurde auch eine größere Summe des Familienkapitals in Bewegung gesetzt. Anschließend rief er seinen persönlichen Protokolldroiden und gab diesem exakte Anweisungen.
Das Einsatzteam erreichte kurz darauf die holzvertäfelte Zugangstür zum Penthouse des Großmoffs. Die schweren Handschuhe des Teamleiters, einem Mann im Rang eines Leutnant, schlugen dumpf dagegen.
"Großmoff Harkov! Im Namen des Imperators, öffnen sie die Tür!"
Nachdem der Leutnant an die Tür geklopft hatte, vergingen nur wenige Augenblicke bis der Protokolldroide selbige öffnete. Er war tadellos gepflegt und musterte die "Besucher" durch seine Photorezeptoren.
"Guten Abend Leutnant, mein Name ist PA-4D ich bin der persönliche Adjutant des Großmoffs! Bitte treten sie doch ein, sie werden bereits erwartet.", gab der Droide monoton von sich und schien die anwesenden Soldaten völlig zu ignorieren.
Er gab ein schepperndes Geräusch, als der mechanische Diener mit einem Tritt in den Eingangsbereich geschleudert wurde und gegen die Wand krachte, während die Einheit mit erhobenen Waffen in die Wohnung stürmte.
Der Großmoff stand mit dem Rücken zur Tür vor einer riesigen Panorama-Fensterfront. Regen prasselte dagegen. Er trug eine makellose Ausgehuniform des Imperiums und blickte hinaus auf die wachsende Metropole. Den linken Arm hatte er erhoben, so als würde er auf ein Chrono schauen, in der anderen Hand hielt er eine brennende Zigarre.
"Hände hoch!", befahl einer der Uniformierten.
In der Fensterscheibe spiegelte sich das Gesicht des Großmoffs. Er lächelte.
"2 Minuten 40 Sekunden. Ich bin beeindruckt."
Dann hob er wie aufgefordert, leicht die Arme und drehte sich zu den Eindringlingen um, die Zigarre mitleidig anblickend.
Nachdem das Team die Wohnung gesichert hatte betrat ein hochgewachsener Mann in langem Ledermantel den Raum. Wasser perlte von seiner Kleidung und tropfte auf den kostbaren Teppich. Er musterte die Räumlichkeiten mit neutraler Mine bevor er sich dem Großmoff zuwendete. Kurz trafen sich die Blicke der beiden Männer.
"Festnehmen!", zischte der Neuankömmling schließlich. Abscheu und Verachtung klangen in diesem einzigen Wort mit.
Kurz darauf, an einem anderen Ort auf Dromund Kaas ...
Das Anwesen der Harkovs lag einige Klicks außerhalb von Kaas City und glich einer Festung. Eine hohe Mauer umgab die Residenz, Kampfdroiden und Soldaten patrouillierten auf den Wehrgängen und schwere Geschütze zeigten drohend in den nächtlichen Urwald. In den Schatten der Durchgänge konnte man hin und wieder in dunkle Roben gehüllte Gestalten erkennen, die regungslos in die Dunkelheit starrten. Ein Landeplatz zeugte davon, dass hier auch kleinere Raumschiffe landen konnten. Der ganze Komplex glich eher einem kleinen autarken Außenposten, als einem luxuriösem Wohnsitz.
Syrenne Harkov, in Sith Kreisen besser bekannt als Darth Kayria, saß in ihrem Arbeitszimmer und brütete über den letzten Berichten, die ihr ihre Spitzel über ihren "geliebten" Ehemann hatten zukommen lassen. Die durchaus liebliche und attraktive Erscheinung der Sith täuschte, zählte sie doch schon weitaus mehr als 60 Jahre. Syrenne hatte gelernt Jugend aus der Macht zu schöpfen, und verstand es vortrefflich die Anzeichen des Alters zu verschleiern, auch wenn sie das Alter selbst damit nicht aufhalten konnte.
Sie war in ihre Arbeit vertieft als ein Protokolldroide den Raum betrat, in seinen Händen ein Pad haltend.
"Mylady, eine Nachricht von Master Harkov.", antwortete er tonlos.
Syrenne verzog angewidert das Gesicht, erhob sich und riss dem Droiden das Pad aus der Hand. Mit einer wegwischenden Geste entließ sie ihn und begann zu lesen.
Es waren nur wenige Zeilen und so schaffte es der Droide nicht ganz aus dem Zimmer. Wahrscheinlich rettete dies dem nächstbesten Angestellten das Leben, denn so traf der Zorn der Sith den mechanischen Diener. Blitze hüllten ihn ein und zerschmorten seine Schaltkreise, bevor er zischend seinen Geist aufgab und zu Boden sackte. "Was bildet der sich ein?", schrie sie, das Pad wutentbrannt gegen die Wand werfend. "Niemand entzieht sich mir auf diese Art und Weise.", knurrte die Sith und verließ ihr Zimmer.
Nur Augenblicke später schritt Syrenne mit wehenden Gewändern zügig, durch den langen luxuriös eingerichteten Korridor des ersten Stockwerks. Sie stoppte an einer Tür und öffnete diese, ohne sich anzukündigen. In dem Zimmer saß ein Mann im Schneidersitz, die Augen geschlossen haltend. Er mochte etwa 40 Jahre alt sein und sein nackter durchtrainierter Oberkörper zeigte kein Gramm überflüssiges Fett. In Griffreichweite lagen zwei Lichtschwerter mit geschwungenem Heft. Man konnte ihn durchaus als attraktiv bezeichnen, doch sein weißes Haar und die blasse Hautfärbung wären sicherlich nicht jedermanns Geschmack.
"Zael, mein Schatz. Komm mit, wir machen einen Ausflug!", sprach Syrenne überraschend fürsorglich.
Der Mann öffnete die Augen und fixierte die Sith aus roten Pupillen.
"Darf ich jemanden töten, Mutter?", fragte der Albino mit kalter, emotionsloser Stimme.
Ein bösartiges Lächeln umspielte ihre Mundwinkel.
"Vielleicht, wenn wir nicht zu spät kommen.", antwortete sie säuselnd, so als würde sie über die schönste Sache der Welt sprechen.
Wenige Minuten darauf verließ ein Gleiter das Anwesen und nahm Kurs auf Kaas City.
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